Bevor wir mit euch durchgehen wollen, wie Armut mit Malaria zusammenhängt, erstmal ein paar Basics zu Armut.
Im Beitrag im Oktober wollen wir dann darauf eingehen, was die Folgen der Armut bezüglich Malaria sind.
Es gibt drei Formen von Armut: absolute, relative und gefühlte Armut. Was die Formen gemein haben: Es geht um die ungleiche Verteilung von Chancen für Menschen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Absolute Armut: Weniger als 1,90 US-Dollar am Tag
Absolute Armut bedeutet, dass ein Mensch aus materiellen Gründen nicht in der Lage ist, seine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Die Weltbank definiert einen Menschen als extrem arm, wenn ihm pro Tag weniger als 1,90 US-Dollar zur Verfügung stehen. Dieser Betrag gilt als finanzielles Minimum, das ein Mensch zum Überleben braucht.
Unter dieser internationalen Armutsgrenze leben weltweit 767 Millionen Menschen. Ein Leben in extremer Armut bedeutet häufig Hunger. Viele der Kinder, Frauen und Männer sind mangel- oder unterernährt. Oft können sie sich keine Medikamente leisten, weshalb sich die Armut auf ihre Gesundheit auswirkt. Auch der Zugang zu Bildung oder Wohnraum ist zahlreichen armen Menschen auf der Welt nicht möglich.
Relative Armut bezieht sich auf soziale Ungleichheit
Wenn das Einkommen eines Menschen unter dem durchschnittlichen Einkommen eines Landes liegt, spricht man von relativer Armut. Die relative Armut orientiert sich also am sozialen Umfeld eines Menschen. Sie bezieht sich, anders als die absolute Armut, auf soziale Ungleichheit.Gefühlte Armut: Ausgrenzung & Diskriminierung
Gefühlte Armut wird nicht an Einkommensgrenzen gemessen.
Sie entspringt einem subjektiven Gefühl, wenn sich ein Mensch wegen seiner wirtschaftlichen Situation gesellschaftlich ausgegrenzt oder diskriminiert fühlt.Banal ist gefühlte Armut nicht. Im Gegenteil, sie führt zu schweren Gesundheitsproblemen, insbesondere im psychischen Bereich.
Und kommt man aus der Armut (wieder) heraus?
Kreislauf der Armut:
Mehr als 760 Millionen Menschen auf der Welt leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Gründe dafür sich vielschichtig – es ist ein Teufelskreis.
Einfach erklärt: Was ist der Teufelskreis der Armut?
Armut wird häufig von Generation zu Generation weitergegeben. Es entsteht ein Kreislauf der Armut. Die drei Hauptfaktoren darin sind Wirtschaft, Gesundheit und Einkommen. Sie bilden einen gefährlichen Mechanismus, aus dem sich die Menschen meist nicht alleine befreien können.
Einkommen, Wirtschaft und Gesundheit: Kreislauf der Armut
Armut wird oft am Einkommen eines Menschen festgemacht. Menschen, die wenig oder nichts verdienen, leben am Rand des Existenzminimums. Ihnen fehlt es an Geld, um sich Nahrung, Wohnraum und medizinische Versorgung zu leisten oder ihren Kindern Bildung zu ermöglichen. Sie können also ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen.
Bildung kann aus der Armutsfalle helfen
Bildung kann langfristig helfen, sich aus dem Teufelskreis der Armut zu befreien. Doch oft ist Schulmaterial teuer. Und die Schulwege sind in einigen Regionen der Erde sehr lang. Viele Kinder gehen arbeiten, um ihre Familie unterstützen. Die Schule kommt dann zu kurz. Dabei ist Bildung entscheidend: Ohne Ausbildung haben Menschen große Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Auch Analphabetismus spielt dabei eine große Rolle.
Mangelnde Bildung führt zu geringer Produktivität und geringem Einkommen. Geldmangel ist zugleich Ursache und Folge der Armut. Das ist das erste Zahnrad im Kreislauf der Armut.
Chancenungleichheit in der Wirtschaft
Armut hängt mit Wirtschaft zusammen. Arme Menschen haben kein Erspartes, das sie investieren könnten. Wachstum und vermehrte Produktion bleiben aus. Das Einkommen bleibt gering und Sparen ist unmöglich. Das gilt für den Einzelnen ebenso wie für Staaten.
Schulden spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Ein hochverschuldeter Staat braucht viel Geld, um seine Schulden zu tilgen. Dann bleibt zu wenig übrig, um es in die Wirtschaft zu investieren. Und der Staat verarmt noch mehr.
Die Wirtschaft wird außerdem von Industrienationen beherrscht. Bedürfnisse der Entwicklungsländer finden auf dem Weltmarkt nur wenig Beachtung. Die steigenden Preise für Nahrungsmittel auf dem internationalen Markt stellen arme Menschen vor Schwierigkeiten. Sie können sich keine Lebensmittel mehr leisten. Der Kreislauf der Armut beginnt von vorn.
Gesundheit: Das dritte Rad im Teufelskreis der Armut
Das dritte Rad im Teufelskreis der Armut ist Gesundheit. Extrem armen Menschen fehlt es oft an Zugang zu ausreichender Ernährung. Unter- oder mangelernährte Menschen sind anfälliger für Krankheiten – insbesondere Kinder und ältere Menschen. Der Körper wird geschwächt. Ihm fehlen Vitamine und Mineralien, um sich gegen Viren zur Wehr zu setzen.
Wer durch Hunger und Krankheit zu geschwächt ist, um zu arbeiten, kann kein Geld verdienen. Oft fehlen den Menschen erneut die Mittel, um sich Medikamente oder eine medizinische Grundversorgung zu leisten. Und der Teufelskreis der Armut dreht sich weiter.
Ursachen und Folgen von Armut bedingen sich gegenseitig
Einkommen, Gesundheit und Wirtschaft wirken im Teufelskreis der Armut als gefährlicher Mechanismus zusammen. Ein Zahnrad greift in das andere. In den meisten Fällen können sich Menschen deshalb nicht allein aus extremer Armut befreien.
Ein geeigneter Maßstab, um Armut in Deutschland mit Armut in Tansania zu vergleichen
Armut bedeutet in weiten Teilen Afrikas etwas völlig anderes als in Europa oder Nordamerika. Doch selbst in den reichen Ländern gibt es zu viele Menschen in Not.
Die Weltbank, die wohl wichtigste Institution der Entwicklungshilfe, definiert Menschen als extrem arm, wenn sie weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Kaufkraftunterschiede sind dabei berücksichtigt. Kein Wunder, dass Industrieländer wie Deutschland so gut wie frei von absoluter Armut sind. In Ländern wie Nigeria und Togo ist dagegen mehr als die Hälfte der Bevölkerung betroffen. Weltweit hat sich die Zahl der extrem Armen von 1990 bis 2017 von 1,9 Milliarden auf etwa 696 Millionen verringert. Setzt man die Anzahl der von extremer Armut bedrohten Menschen in Relation zur Weltbevölkerung, ergibt sich ein Rückgang von 35,9 Prozent auf 9,3 Prozent. Diese Entwicklung ist umso beachtlicher, da die Weltbevölkerung in dieser Zeit rasant wuchs.
Für Industrieländer sagt die Armutsdefinition der Weltbank natürlich wenig aus. Für reiche Staaten ist deshalb die relative Einkommensarmutsgefährdung (besser Niedrigeinkommensquote genannt) das gebräuchliche Maß: Darunter fallen alle, die über weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkommens verfügen. Der Median teilt die Bevölkerung in zwei gleich große Gruppen: Die eine Hälfte hat mehr Geld, die andere weniger. Die Bedarfsgewichtung dient dazu, Haushalte unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung miteinander vergleichbar zu machen und erfolgt mithilfe der neuen OECD Skala (siehe Glossar). Daran gemessen betrug der Anteil der von relativer Einkommensarmut bedrohten Bevölkerung (Niedrigeinkommensbezieher) im Jahr 2019 laut Mikrozensus 15,9 Prozent in Deutschland; etwas weniger als der Durchschnitt der EU-Staaten. Allerdings liegt der Schwellenwert für einen Alleinlebenden in Deutschland mit knapp unter 1.100 Euro auch etwa doppelt so hoch wie zum Beispiel in Portugal.
Trotz ihrer Popularität ist das relative Einkommensarmutsrisiko also kein geeigneter Maßstab für materielle Armut, denn auch unterhalb der 60-Prozent-Grenze ist in vielen Fällen ein passabler Lebensstandard möglich, etwa wenn die statistisch Armen im eigenen Haus wohnen oder Unterstützung von Verwandten bekommen. Daher wird sie oftmals auch als Niedrigeinkommensquote bezeichnet. So fallen beispielsweise viele Studenten unter die Armutsgefährdungsschwelle, obwohl einige von ihnen ihr Leben als privilegiert bezeichnen würden. Die Europäische Kommission betrachtet deshalb noch zwei weitere Werte: die Deprivation oder auch erhebliche materielle Entbehrung sowie eine sehr niedrige Erwerbstätigkeit. Erhebliche materielle Entbehrung liegt vor, wenn vier von neun Grundbedürfnissen aus finanziellen Gründen nicht befriedigt werden können. Dazu gehört unter anderem, die Wohnung angemessen zu heizen und sich mindestens jeden zweiten Tag eine warme Mahlzeit mit Fisch oder Fleisch leisten zu können. Eine sehr niedrige Erwerbstätigkeit ist dann gegeben, wenn die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der erwerbsfähigen Haushaltsmitglieder im Alter von 18 bis 59 Jahren weniger als 20 Prozent beträgt.
Armut oder soziale Ausgrenzung
Die EU betrachtet also jene Menschen als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, die entweder ein geringes Einkommen haben, auf vieles scheinbar Selbstverständliche verzichten müssen oder nur äußerst geringfügig beschäftigt sind. Gutverdiener, die ihr Geld verprassen und deshalb pleite sind, fallen nicht unter diese Definition – ebenso wenig wie Geringverdiener, die dank ihrer Ersparnisse oder einer disziplinierten Haushaltsführung gut zurechtkommen. In Deutschland galten 2020 demnach etwa 17 Prozent der Menschen als von Armut oder materieller Entbehrung bedroht. Der EU-27-Durchschnitt lag bei knapp 21 Prozent. Die niedrigsten Werte in Europa verzeichnen Länder wie Island, Tschechischen, Slowenien, Dänemark oder Finnland; Staaten wie Bulgarien, Rumänien und Lettland die höchsten. Aber auch Griechenland, Spanien und Italien weisen hohen Quoten aus.
Quellen:
bpb, armut.de, Weltbank (Januar 2018)
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