Wir haben bereits darüber informiert, dass viele Mädchen im ländlichen Tansania falsche Vorstellungen von ihrer Periode haben. Nicht nur dort sondern weltweit erliegen junge Menschen einer vermehrten Belastung aufgrund von Fehlinformationen und deskriptiven Regeln im Bezug auf Sex(ualität). In Tansania wird Sex(ualität) einerseits meist mit Schuld, Angst und Krankheit assoziiert. Andererseits wird es in den Medien und unter Freunden als etwas Erstrebenswertes dargestellt. Der Stress, der durch diese ambivalenten Signale verursacht wird, kann sich durch fehlendes Wissen, Fähigkeiten/Fertigkeiten über die eigenen Rechte und durch geschlechtsspezifische normative Ansprüche verfestigen. Vor allem vor der Ehe ist Sexualität ein Tabu in Tansania. Dadurch erlangen tansanische Jugendliche durch fehlende Aufklärung ein mangelhaftes Halbwissen und werden leicht Opfer ungewollter Schwangerschaften, Krankheiten oder sexueller Übergriffe und Stigmatisierung . Frauen, die vor der Ehe ein Kind erwarten, werden in Rulenge oft gesellschaftlich ausgegrenzt. Eine große Kinderzahl hindert außerdem daran, sich aus der Armut zu befreien.
Jugendliche sollten möglichst früh aufgeklärt werden, denn sie haben das Recht Informationen und Aufklärung zu erhalten. Sie haben das Recht auf Lust und Selbstbewusstsein in ihren Beziehungen und im Bereich von Sexualität. Durch Aufklärung kann die Selbstachtung gefördert, die Kenntnis sowie das Selbstvertrauen vermittelt werden, um eigenständige, informierte Entschlüsse zu fällen. Dabei ist wichtig, dass jede Altersgruppe die Infos erhält, die ihren Fähigkeiten entspricht. Es ist egal, ob die jungen Menschen aktiv sind oder nicht und welcher sexueller Orientierung sie angehören – jede*r hat das Recht, die Infos zu erhalten, die benötigt werden, um sich wohl und selbstbewusst im Körper und im Kontext der Sexualität zu fühlen.
Die sexuelle Aufklärung ist in Rulenge nach wie vor ein großes Tabu. Bei unseren Workshops zum Thema Frauenhygiene wurden Inhalte durch die Lehrkräfte der Schulen zensiert. Eine weitere Hürde bei der Aufklärung in Tansania ist das Thema „Sexuelle Orientierung“. Die tansanische Sozialpolitik entwickelte sich zudem in vielen Bereichen repressiv, z.B. wurde im September 2018 Werbung für Familienplanung verboten, es kam zum Schulausschluss von schwangeren Schülerinnen und viele Gesundheitszentren, welche Aids Patient*innen medizinisch betreuten, wurde geschlossen.
Unsere Schulungen geben Raum den Menschen Raum für Fragen und sich und ihren Körper besser kennenzulernen. Denn eine adäquate Aufklärung fördert Jugendlichen darin über ihren Körper und ihre sexuelle Identität selbst zu bestimmen und das Sexualität als etwas Natürliches zu begreifen, Ängste abzubauen und ausreichendes Wissen anzuhäufen.
Quellen:
DW (2018). Homosexuelle auf Sansibar festgenommen. Verfügbar unter:
https://p.dw.com/p/37oFn [29.01.2023].
Pro Familia (2012). Menschenrechtsbasierte Sexualpädagogik mit Jugendlichen. Frankfurt am
Main: BMFSFJ.
Pro Familia (2013). Eine Welt voller Möglichkeiten durch Selbstbestimmung. Frankfurt am
Main: IPPF.
Taz (2018). Homophobie in Tansania: Mit Spezialeinheit verfolgt. Verfügbar unter:
https://taz.de/Homophobie-in-Tansania/!5547586/ [29.01.2023].
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